REIF – Regional infrastructure for railway freight transport – revitalised
Der Verkehr in Zentraleuropa nimmt stetig zu. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass bis 2030 vor allem im Güterverkehr ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen ist. Im Gegensatz dazu ist jedoch der Anteil der Güter, die über die Schiene transportiert werden, in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen. Die erwartete Zunahme im Straßengüterverkehr wird zu schwerwiegenden Transport- und Umweltproblemen führen, wenn keine strukturellen Maßnahmen ergriffen werden, um den Modal Split zu Gunsten der Eisenbahn signifikant zu verbessern.
Komplementär zu den großen Investitionen mit dem Fokus auf dem Hauptschienennetz (TEN-T Korridore), konzentriert sich das Interreg CE Projekt REIF daher auf die regionale Infrastruktur und die regionalen Dienstleistungen im Schienengüterverkehr. Das von der EU geförderte Kooperations- und Forschungsprojekt hat zum Ziel den Anteil des Schienengüterverkehrs auf der regionalen Ebene durch die Identifizierung von Verlagerungspotenzialen von der Straße auf die Schiene zu erhöhen.
Die Schärfung des politischen Fokus auf regionale Schieneninfrastruktur für den Gütertransport ist dabei ein ebenso wichtiges Ziel wie die interregionale Integration von grenzübergreifenden Schienennetzen zur besseren Anbindung von Regionen an die internationalen Frachtkorridore.
Partner aus Deutschland, Österreich, Italien, Kroatien, Slowenien und Polen erarbeiten im Rahmen des Forschungsvorhabens Maßnahmen, um Planungs- und Koordinierungsprozesse im Schienengüterverkehr zu verbessern. Sie testen die Entwicklung und Anwendung von Instrumenten zur Analyse der regionalen Potenziale für den Schienengüterverkehr, ermitteln Infrastrukturengpässe und versuchen wirksame Maßnahmen vorzuschlagen, um gefährdete Verbindungen zu erhalten oder sogar bereits stillgelegte Schienenverbindungen wieder zu reaktivieren.
Darüber hinaus werden die unterschiedlichen Bedingungen für die Auslösung der Aktivierung neuer Schienenverkehrsdienste untersucht. Dies reicht von organisatorischen Aspekten bis hin zur Sicherstellung einer „kritischen Masse“ der Verkehrsnachfrage. Im Laufe des Projektes werden Pilotaktionen getestet, Aktionspläne und regionale Strategien entwickelt sowie öffentliche und private Marktakteure involviert.
Rolle des Instituts Verkehr und Raum
Das Institut für Verkehr und Raum hat als angewandter Wissenschaftspartner bereits verschiedene Strategien entwickelt, wie der Güterverkehr verbessert und die ungenutzte Schieneninfrastruktur in Thüringen erhalten bzw. revitalisiert und an das TEN-T-Netz angebunden werden kann. Im Rahmen des REIF-Projekts ist das Institut für die Ausarbeitung gemeinsamer Leistungen verantwortlich und wird sich an allen im Projektarbeitsplan vorgesehenen Aktivitäten beteiligen und diese in Thüringen, d.h. in Zusammenarbeit mit dem Lead-Partner, dem Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft, umsetzen. Zu den Leistungen gehören insbesondere:
- Baseline Studie zum Status-Quo des Schienengüterverkehrs in Thüringen,
- Marktpotentialanalyse des Schienengüterverkehrs in Thüringen,
- Identifizierung von Engpässen in Infrastruktur und Service,
- Prioritätenliste für politische Aktionen und Maßnahmen.
Zusätzlich ist das Institut beteiligt an der Implementierung von Aktivitäten in Thüringen, insbesondere:
- dem Aktionsplan „Schienengüterverkehr und Logistik“ Thüringen,
- einer Pilotaktion und der
- regionalen Einbeziehung von Stakeholdern.
Einblick in die aktuelle Arbeit des Projektes: Pilotaktion Ohratalbahn
Die Pilotaktion in Thüringen behandelt die Reaktivierung der Ohratalbahn. Es wird die Entwicklung einer Roadmap zur Wiederbelebung stillgelegter Strecken für den Schienengüterverkehr am Beispiel der Ohratalbahn zwischen Gotha und Gräfenroda angestrebt. 2011 für den Personenverkehr eingestellt, verkehrt nur noch auf einem kleinen Abschnitt der 36 km langen Strecke Güterverkehr, obwohl großes Potential an schienengüteraffinen Industrien und Gewerbe an der Strecke vorhanden ist. Beispiele sind der Industriegroßstandort in Ohrdruf mit Unternehmen wie Storck oder Brandt oder die Holzindustrie des Thüringer Waldes.
Ein Promotion Video zur Pilotaktion kann hier abgerufen werden.
Projektleitung
Projektmitarbeiterin
- Miriam Sprenger
Projektlaufzeit
April 2019 bis März 2022
Fördermittelgeber
Interreg CENTRAL EUROPE