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Die kostengünstig barrierefrei gestaltete kleine Verkehrsstation (VST)

Anlass

Die Koalitionsparteien haben mit dem Koalitionsvertrag vom 16.12.2013 für die 18. Legislaturperiode das generelle Ziel vereinbart, die Barrierefreiheit im Verkehrsbereich zu verbessern. Mit Blick auf kleine VST haben sie dabei folgenden Auftrag erteilt: "… für kleinere Bahnhöfe und Haltepunkte sollen mit den Betroffenen geeignete, kostengünstige Lösungen entwickelt werden.“ Die Gestaltung und Ausrüstung von Bahnsteigen ist durch technische Regelwerke verschiedener Fachgebiete bis ins Einzelne reglementiert (TSI PRM, TSI INF, UIC-Codes, Richtlinien der DB AG, ISO-, DIN- und EN-Normen und andere Vorschriften); sie weist daher nur bedingt Freiheitsgrade auf und wird durch Vorgaben anderer Teilaspekte, die z.B. aus der Gestaltung der Fahrzeuge, der Gleisinfrastruktur und den Verfahren des Bahnbetriebs herrühren, beeinflusst, welche ihrerseits nicht ohne Weiteres geändert werden können.

Ziel und Aufgabenstellung

Ziel des Forschungsprojektes ist es,

  • die Anforderungen von betroffenen Personen an kleinen VST zu konkretisieren und
  • geeignete, kostengünstige Lösungen in Form von Standards und Musterlösungen zur Herstellung der Barrierefreiheit an kleinen VST zu entwickeln.

Durch bestehende Regelwerke und Vorgaben sind die Anforderungen der Barrierefreiheit sowie die technischen, betrieblichen, bau- und ablauftechnischen Anforderungen bei der Herstellung von barrierefreien Stationen klar reglementiert. Angesichts dieser Vielzahl an Regelwerken ist es Ziel, unter Einbindung von PRM-Nutzergruppen und Beteiligten, die für kleine Verkehrsstationen relevanten Parameter und Anforderungen zu identifizieren und in den Fokus der weiteren Untersuchungen, zu rücken.

Aufgabe ist es daher

Auf Basis der Ergebnisse der vorangegangenen Analysen sind

  1. die Anforderungen von Menschen mit Behinderungen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität, davon abgeleitet sieben PRM-Gruppen, im Hinblick auf kleine VST zu konkretisieren, sowie
  2. bestehende Regelungen, Vorgaben und Abläufe auf Kostentreiber beziehungsweise Innovations- und Einsparpotentiale hin zu untersuchen. Dazu sind bereits ausgeführte Umbauten zu analysieren, innovative Lösungsvorschläge zu erarbeiten und die relevanten Aspekte, (Regeln, Bau, Bahn und Betroffene / Beteiligte) theoretisch zu erörtern.
  3. konkrete und kostengünstige Vereinfachungsmaßnahmen inklusive innovativer Lösungsvorschläge und Optimierungspotentiale in den Regelungen, beim Bau und in den Abläufen aufzuzeigen.

Im Ergebnis werden ein Maßnahmenkatalog mit notwendigen Änderungen an bestehenden Regeln der Technik, betrieblichen Verfahren und Genehmigungsverfahren sowie ein Planungshandbuch für Planer und Bauherren vorgelegt.

Vorgehensweise

Die inhaltliche Vorgehensweise ist in vier große Arbeitsschritte unterteilt, die jeweils nachfolgend kurz dargestellt werden:

  1. Ermittlung der Anforderungen an die barrierefreie Gestaltung von kleinen VST aus Nutzersicht (AP 1)
    Zur Ermittlung der Anforderungen an die barrierefreie Gestaltung speziell kleiner VST wird eine qualitative, vollstrukturierte Befragung unter den Repräsentanten der PRM-Kunden-gruppen durchgeführt. Ziel ist es, die bestehenden Anforderungen einer Analyse zu unterziehen um mögliche Spielräume und Kompromisse zu eruieren. Die Ermittlung und Bewertung der Nutzeranforderungen, mit dem Charakter einer Expertenbefragung, ist Basis des Gesamtprojektes und legt damit eine gute Grundlage für einen breiten Konsens.
  2. Analyse der Rahmenbedingungen zur Herstellung von barrierefreien Stationen (AP 2)
    Die Analyse der Rahmenbedingungen zur Herstellung von barrierefreien Stationen erfolgt in den drei Teilaspekten
    a. Kostentreiber in den Gesamtkosten,
    b. Regelwerke und
    c. Genehmigungsverfahren.
    Zur Analyse werden u.a. Interviews mit Experten unterschiedlichen Hintergrunds zur Planung, dem Planungsprozess, den einzelnen Anlagenteilen (Bahnsteige einschließlich Zuwegungen, Bahnsteigausstattung, Beleuchtung, Fahrgastinformation) sowie zur Baudurchführung geführt.
    Im Fokus steht die Ermittlung der Kostentreiber mit den jeweiligen Ursachen und der jeweiligen Kosten vor dem Hintergrund einer Betrachtung der Lebenszykluskosten (LCC-Betrachtung).
  3. Ermittlung und Bewertung von Lösungsansätzen (AP 3)
    Im zentralen AP 3 zur Ermittlung und Bewertung von Lösungsansätzen werden die Ergebnisse aus AP 1 und AP 2 zusammengeführt um sowohl konventionelle als auch innovative Lösungsvorschläge u.a. durch einen Open Innovation-Prozess zu erarbeiten. Die Lösungsvorschläge werden einer qualitativen Bewertung im Hinblick auf ihre Umsetzbarkeit unterzogen und mittels verschiedener Indikatoren bewertet sowie deren Nutzen-Wirksamkeits-Indices ermittelt. Die Ergebnisse werden mit den Beteiligten abgestimmt.
  4. Erstellung Maßnahmenkatalog und Planungshandbuch (AP 4)
    Im abschließenden AP 4 erfolgt auf Basis der abgestimmten Lösungen die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs und eines Planungshandbuchs zur kostengünstigen Herstellung der Barrierefreiheit kleiner VST. Der Maßnahmenkatalog umfasst notwendige Änderungen an Regeln der Technik, betrieblichen Verfahren und Genehmigungsverfahren (Regelwerke). Er richtet sich an die Ebene der Entscheidungsträger. Das Planungshandbuch definiert mögliche Lösungen unter den aktuellen Regelwerken und veranschaulicht diese nach Möglichkeit mit Best-Practice-Beispielen. Es richtet sich an die Gruppen der Planer und Bauherren.

Projektpartner

Das Vorhaben wird durch folgende Projektpartner bearbeitet:

Begleitet wird das Vorhaben durch eine Forschungsbegleitende Arbeitsgruppe (FA), in der das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), das Eisenbahn-Bundesamt (EBA), die DB Station&Service AG sowie der Leiter der Bundesfachstelle für Barrierefreiheit mitwirken.

Projektleitung

  • Dr. Markus Rebstock

Projektlaufzeit

November 2016 bis März 2019

Auftraggeber

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)