MALA – Mobiles Arbeiten auf dem Lande
Das im Auftrag der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderte Forschungsvorhaben "MALA - Mobiles Arbeiten auf dem Lande" widmet sich der Frage, welche Entwicklungschancen sich durch die zunehmende Digitalisierung der Erwerbsarbeit für ländliche Räume ergeben. Im Fokus der Untersuchung steht dabei die Identifizierung von innovativen Konzepten und erfolgreichen Strategien, die Gemeinden und Landkreise zur Förderung mobiler Arbeitsweisen bei gleichzeitiger Verankerung im Dorfleben anwenden können.
Projekthintergrund:
Hintergrund des Forschungsvorhabens „MALA“ ist die Beobachtung, dass die Digitalisierung als Treiber von Flexibilisierungsprozessen in der modernen Arbeitswelt eine Reihe struktureller Veränderungen hervorgebracht hat. Dazu zählen auch gesunkene Reise- und Kommunikationskosten und eine sich daraus ergebende steigende Raumdurchlässigkeit. Diese manifestiert sich in einer steigenden, räumlichen Mobilität und damit verbunden einer zunehmenden Verbreitung multilokaler Arbeits- und Lebensweisen. Multilokalität als das Wohnen und Arbeiten an zwei oder mehr Orten parallel äußert sich in einer wachsenden Zahl an Tages- wie Wochen(end)pendler*innen. Die steigenden Pendler*innenzahlen und die wachsende Anzahl multilokal wohnender Haushalte (Haushalte mit Zweit- und Nebenwohnungen) sind mit temporären Abwesenheiten verbunden, die sich insbesondere in bevölkerungsschwachen, ländlichen geprägten Regionen negativ auf den sozialen Zusammenhalt auswirken können. Darüber hinaus kann Multilokalität langfristig betrachtet zum „Türöffner“ einer dauerhaften Abwanderung werden.
Gleichzeitig entstehen durch die Digitalisierung neue Formen der ortsunabhängigen Erwerbsarbeit. Technologische Entwicklungen wie mobile Endgeräte und die Ausweitung von mobilem Internet ermöglichen vielen Beschäftigten fast überall und zu jeder Zeit arbeitsbezogene Tätigkeiten zu erledigen. Die Möglichkeiten mobiler Arbeit bieten eine enorme Entwicklungschance für ländliche Räume. Denn obwohl zahlreiche ländliche Regionen noch immer durch Abwanderungsprozesse geprägt sind und mit Verschlechterungen in der Daseinsvorsorge zu kämpfen haben, gelten ländliche Räume für große Teile der Bevölkerung als besonders lebenswert. Moderne Kommunikationsmöglichkeiten und eine fortschreitende Digitalisierung können hier einen Beitrag leisten Arbeit und Arbeitnehmer*innen ortsunabhängig miteinander zu vernetzen bzw. spezifische Mobilitätslösungen zu ermöglichen. Die sich aus Multilokalität ergebenden Dilemmata könnten sukzessive aufgelöst werden und Leben und Arbeiten räumlich wieder enger zusammenbringen. Problemlagen, die sich durch temporäre Abwesenheiten und das „Massenphänomen“ Pendeln ergeben, lassen sich so schrittweise überwinden und der ländliche Raum kann zum Ermöglichungsraum werden, in dem regional ausgerichtete Wertschöpfungsketten wieder aufleben. So bleiben ländliche Regionen auch künftig attraktive Wohn- und Lebensstandorte.
Ziele des Forschungsvorhabens:
Das Forschungsvorhaben hat zum Ziel Instrumente und Strategien einer zukunftsfähigen Regionalentwicklung vor dem Hintergrund fortschreitender Flexibilisierungs- und Modernisierungsprozesse in unserer Arbeitswelt aufzuzeigen. Langfristig soll so die Attraktivität ländlicher Regionen als Wohn- und Arbeitsstandorte gestärkt werden. Vor diesem Hintergrund zielt das Forschungsvorhaben auf die Beantwortung folgender wissenschaftlicher und anwendungsorientierter Fragestellungen (Auswahl):
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Welche neuen Formen der Erwerbsarbeit entstehen durch Digitalisierung? Welche Branchen und Berufe sind besonders für mobile, ortsunabhängige Arbeit geeignet? Welche Formen mobiler, ortsunabhängiger Arbeit finden sich schon heute im ländlichen Raum?
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Kann Digitalisierung zur Auflösung der polaren Gegenüberstellung von Arbeitsort (Stadt) und Lebensort (Dorf) beitragen?
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Befördert eine fortschreitende Digitalisierung multilokale Lebens- und Arbeitsweisen? Welche Auswirkungen haben temporäre Abwesenheiten auf das soziale Gefüge in ländlichen Regionen?
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Welche Rahmenbedingungen müssen erfüllt sein, um Formen mobiler Arbeit auf dem Land zu ermöglichen? Welche Standortanforderungen und Infrastrukturbedarfe haben mobil Arbeitende an den unterschiedlichen Orten?
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Welche Handlungsoptionen haben Kommunen (auch in Zusammenhang mit dem demografischen Wandel), um auf das Phänomen der fortschreitenden Verbreitung mobiler, multilokaler Lebensweisen zu reagieren?
Angestrebtes Ergebnis:
Angestrebtes Ergebnis des Forschungsvorhabens sind konkrete Handlungsempfehlungen für Kommunen zur Förderung und Ermöglichung mobiler Arbeitsweisen im ländlichen Raum. Diese Handlungsempfehlungen sollen es Kommunen im ländlichen Raum ermöglichen sich langfristig auf den Wandel der Arbeitswelt und die stetig zunehmende Mobilisierung von Arbeit einzustellen. Es ist geplant im Verlauf des Forschungsvorhabens verschiedene Working Paper und Einzelpublikationen zu mobilen Arbeitsweisen zu veröffentlichen.
Weitere Informationen:
In der im April 2022 erschienen Publikation "Co-Working & Co. - modernes Arbeiten in Thüringen" finden Sie weitere Informationen rund um das Thema mobiles Arbeiten. Die Broschüre enthält auch einen ersten Beitrag zu Ergebnissen aus dem Forschungsprojekt "MALA". Sie kann hier runtergeladen werden.
Projektleitung
Projektlaufzeit
April 2020 bis September 2022
Fördermittelgeber
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)